Sammelalbum
2000



Vielen Dank an Phil Pickett!!

Das große Interview
Ein Einblick in den Geist eines Songwriters
Phil Pickett co-komponierte Karma Chameleon für Culture Club und gründete die 1970er Band SAILOR. Hier spricht er mit Fiona Tarrant über das Schreiben von Musicals und den Umzug nach Oxford
Januar 2000

PHIL PICKETT glaubt an Schicksal. "Erfolg kommt oft durch die Tür an deiner linken Seite anstatt durch die, vor der du gerade stehst. Man weiß nie was hinter der nächsten Ecke ist," sagt er.
Der erfolgreiche Songschreiber, der die Musik für Culture Clubs größten Hit Karma Chameleon in den 1980ern geschrieben hat, weiß wovon er spricht.
Phil, 52, ein sanfter und ruhig sprechender Mann, hat mit den Größten aller Zeiten im Musikgeschäft gearbeitet und bleibt dennoch erfrischend unberührt von den Jahren auf der Überholspur der Musik.
Aber nun erfährt seine Karriere einen neuen Schwung un eine neue Richtung durch den Start seines allerersten Musicals im West End.
Doch vor 18 Monaten war der Gedanke an solch ein Abenteuer nicht mehr als ein Traum für Phil, der gerade erst mit seiner Frau Ann und ihren drei Söhnen von Gloucestershire nach Oxford gezogen ist..
"Ich machte dieses klassische Musiker-Ding - zog von London weg, kaufte ein Landhaus um die Kinder in einer netten Umgebung großzuziehen und fand schließlich heraus, dass das abgeschiedene Leben doch nichts für uns war," erklärt er.
Phil hat sein Londoner Studio in 1994 an AC/DC verkauft und begann sich zu fragen, ob dies der richtige Schritt war.
Als die Kinder größer wurden - Jack ist 23, Gus 19 und Harry acht - fragten sich die Picketts, ob Gloucestershire nicht doch ein bisschen zu weit weg von London war.
Abgesehen von einem Nummer-Eins-Hit in Irland mit Brian Kennedy und einem Reggae Hit in Jamaica hat das Songschreiben einen unfruchtbares Gebiet erreicht. "Oder in meinem Fall ein Gebiet in einem sehr feuchten Teil Englands," lacht Phil.
Als Komponist hat Phil mit den Besten gearbeitet, und als Musiker war er über die Jahre bei einigen der erfolgreichsten Bands.
Dies ist ein Mann, der sozusagen ständig bei Top Of The Pops mit der Band zu Gast war, die er in den frühen 70ern gegründet hat: SAILOR.
Aber sein wohl erfolgreichste Mitarbeit war die bei Culture Club. Er schrieb die Musik sowohl für Church Of The Poison Mind als auch den großen Hit Karma Chameleon und tourte mit der Band durch die ganze Welt.
Er hat mit BA Robertson, Robbie Williams, Take That, Van Morrison, Sheena Easton, Phil Ramone ... gearbeitet. Die Liste geht noch weiter.
Aber der Umzug auf's Land bedeutete abgesehen von seinen Übersee-Tourneen mit SAILOR (die Band ist immer noch extrem erfolgreich in Europa), dass er nicht mehr an der vordersten Linie war.
Und dann, als er es am wenigsten erwartete, kreuzte ein neuer Karriere-Pfad Phils Weg.
"Ich stand am Gleis der Oxford Railway Station und dachte darüber nach, was mit meinem Songschreiben passieren würde," erklärt Phil. "Plötzlich tippte mir dieser Kerl auf die Schulterm und mir fiel wieder ein, dass es jemand war, den ich auf einer Dinner Party getroffen hatte."
"Der Zug kam nicht, und er fragte, ob er mich nach London in seinem Auto mitnehmen könnte. Er wusste, dass ich im Musikgeschäft war ind fragte, ob ich vielleicht jemand kannte, der drei Original Musicals für die Rank Organisation als Teil einer £150 Millionen Erneuerung der Butlin's Ferienresorts schreiben könnte. Rank wollte Shows in Top Qualität für die Gäste und fragte sich, ob ich jemanden kannte, der dabei helfen könnte."
Er war niemald jemand, der sich eine Chance entgehen ließ, und so sagte Phil, dass er jemand kannte - sich selbst.
In der selben Nacht verpflichtete er einen seiner ältesten Freunde, Mit-Musiker und SAILOR Mitbegründer Henry Marsh, und ein Treffen wurde arrangiert.
Das Paar kontaktierte den talentierten, erfahren Regisseur und Texter David H. Bell in Amerika, der zusammen mit Henry bereits viele preisgekrönte Shows in Atlanta geschrieben hatte, und er willigte ein, die Texte zu schreiben.
Und nun zu den Shows. Patrick Nally, der Produzent der Shows, besorgte die Musical Rechte an den Comic Charakteren Casper und Spiderman. Er sicherte sich außerdem die besten West End Kostüm Designer plus Spezialeffekt-Leute und Puppenspieler, während Phil, Henry und David sich zusammensetzten und mit dem Schreiben der ersten beiden Musicals begannen.
Das Dritte, The Mask, kam ins Gespräch als Phil ein altes Plakat unter einem "prähistorischen Stapel zerrissener Filmplakate" entdeckte, und Patrick sicherte sich die Rechte.
Es dauerte ein Jahr, die drei Stücke zu schreiben, und Phil genoss jede Minute der Zusammenarbeit. Sie wurden in Butlin's Feriencamps in ganz Großbritannien gezeigt - einem gesamten Publikum von 1,3 Millionen Zuschauern, und Casper The Musical schaffte es sogar ans West End.
"Ich wollte schon immer ein Musical schreiben. Ich bin damit aufgewachsen. Wir lebten in Birmingham, aber meine Mutter nahm mich regelmäßig mit nach London um dort die großen Musicals zu sehen - West Side Story, Oklahoma und so weiter," erklärt Phil.
"Sie nahm mich sogar mit hinter die Bühne und stellte mich Hal Prince vor!"
"Ich nehme an, dass all diese Musicals einen großen Einfluss auf mich und meine musikalische Karriere hatten, aber ein Musical zu schreiben war, als würde ein Traum wahr. Wir haben unsere Herzen und Seelen hineingesteckt, und das sieht man," sagt er.
Während er in der Küche des neuen Hauses steht, das er und Ann in Oxford gekauft haben, grinst Phil als er die Schwierigkeiten und die Freuden der Aufführung eines Musicals und das Schreiben der melodischen Musik beschreibt, die er immer schreiben wollte.
"BA Robertson, ein enger Freund, schickte eine Flasche Champagner und eine kleine Notiz, als Casper Premiere hatte.
Er schrieb 'wir hätten nie gedacht, dass Du den Geist einer Chance hättest...!', aber das zufällige Treffen am Bahnhof war zur rechten Zeit passiert.
Das alte Sprichwort sagt Das Leben ist das, was passiert, wenn man damit beschäftigt ist Pläne zu machen' und ich hatte nie geplant, dass es so gut funktionieren würde."
"Gespenstisch, oder?"

Die Texte unter den Fotos:
Picketts Schnipsel...

Phil Pickett war nicht zurückhaltend. Es war die fünfte Woche, die er auf Paul, den Klempner, gewartet hatte, der in seinem neuen Studio einige Arbeiten verrichten sollte. Als sein Mobiltelefon klingelte und er den Namen Paul hörte, legte er los.
"Nein, nein," sagte der Mann am Telefon, "die haben wohl den falschen Paul. Ich bin Paul McCartney."
Phils Gesicht errötet bei der Erinnerung daran, aber es schadete ihm nichts. Stattdessen bereitete dieser Vorfall die beiden auf eine enge Freundschaft vor. "Es hat auf jeden Fall das Eis gebrochen," lacht Phil.

"Ich war letztes Jahr zum Cricket-Spiel in Richard Bransons Haus eingeladen und hab ihn fertig gemacht! Er kam zu mir als ich gehen wollte und sagte 'Danke, dass du diesen Song geschrieben hast Phil, es hat uns wirklich sehr geholfen'. Ich denke er meinte, dass das Geld bei der Finanzierung des Airline-Geschäfts geholfen hat!"

"Ich war bei Culture Club seit ihrer ersten Tour. George sagte, dass sie mich bitten wollten, mit auf Tour zu kommen aber es sich nicht leisten konnten, mich zu bezahlen. Ich sagte ich käme mit, weil ich wusste, dass sie riesig werden würden und mich dann bezahlen könnten, wenn sie einen Hit hatten!
Ich schrieb erst ab dem zweiten Album Kissing To Be Clever Songs für Culture Club. George wollte einen Song schreiben, aber der Rest der Band wollte nicht mit ihm zusammen schreiben. Wir brachten Karma Chameleon in 20 Minuten auf's Papier und es war ihr größter Hit."

"Ich gründete SAILOR in den frühen 70ern. Wir sind immer noch zusammen, sehen es jetzt aber mehr als eine Art Hobby. Unser Hobby ist es, vor 70.000 Leuten im Ausland zu spielen!
Die tolle Sache ist, dass wir zu Beginn des Wochenendes rüber fliegen und dann rechtzeitig wieder zu Hause in England für's Mittagessen am Sonntag sind.
Ich weiß, dass es ein bisschen wie ein Klischee klingt, aber es gibt nichts vergleichbares zu dem Gefühl, dass man vor einem Live-Publikum bekommt. Wir haben das Touren bestimmt schon fünfmal aufgegeben, aber am Ende kommen wir doch immer wieder dazu zurück."

OBEN: Mein Kumpel Macca. Phil oben, ganz links, mit Sir Paul McCartney und Duane Eddy und den Memphis Horns, in Sir Paul's East Sussex Aufnahme-Studios in 1988.

"In den Glam-Rock 1970ern trug ich Seemanns-Anzüge. In den 1980ern schrieb und trat ich mit Culture Club auf. Nun schreibe ich für einen Geist und einen Typ mit einer schleimigen grünen Maske," lacht Phil, der rechts mit seinen SAILOR-Kumpeln abgebildet ist.
Ihre Hits beinhalten Girls Girls Girls, A Glass Of Champagne und La Cumbia.


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