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Werbung für eine Oldie Night mit SAILOR in Stuttgart (Deutschland) im März 1994, die auch im Fernsehen übertragen wurde:
Ein bisschen
merkwürdig list sie sich schon, die Geschichte der Gruppe
SAILOR, deren erster Auftritt 1970 im "Café de
Matelot" stattgefunden haben soll, einem populären
Nachtlokal in Paris, das ein Jahr später unter höchst
mysteriösen Umständen bis zu den Grundmauern abbrannte.
Und dann die Gruppenmitglieder: Georg Kajanus, der Sohn eines
russischen Prinzen, der 12-saitige Gitarre spielt; Henry Marsh,
ein Absolvent der Joan-Baez-Schule für Gewaltlosigkeit, der für
Popmusik so ungewöhnliche Instrumente spielt wie Akkordeon und
Nickelodeon (so nannte man die elektrischen Klaviere in Kneipen,
die losspielten, wenn man ein 5-Cent-Stück, einen 'Nickel',
hineinwarf); Grant Serpell, der Schlagzeuger, dessen größter
Traum es ist, einmal einen Zeppelin in der Größe Paraguays
bauen zu lassen, und Philip Pickett, Oxford-Absolvent, der
Bassist der Gruppe. (In Bezug auf die Schulausbildung wurden Phil
und Henry hier verwechselt!)
In der Tat eine wilde Mischung von Temperamenten und Interessen,
die zwangsläufig zum Erfolg im stromlinienförmiger werdenden
Musikgeschäft der siebziger Jahre führen musste.
So unterschiedlich wie die Temperamente der Musiker, so
unterschiedlich waren auch die musikalischen Zutaten ihrer
großen Hits. Das bereits erwähnte Nickelodeon, das Georg
Kajanus aus der Not heraus konstruierte, um gleichzeitig Klavier-
und Leierkastentöne erzeugen zu können, die Melodie, die aus
der ländlichen Klangwelt der irischen Folklore entstammen
könnte, wurden darüber nicht immer wieder wunderschöne
Chor-Refrains in der Klangfarbe der Beach Boys liegen und
schließlich der Hauch von Caféhaus-Atmosphäre des ebenfalls
schon erwähnten Café de Matelot in den Hits wie "Girls
Girls Girls" und "A Glass Of Champagne".
Zwischen 1973 und 1978 war der Erfolg von SAILOR ungebrochen. Das
erste Album mit dem Titel "Sailor" wurde zur
Überraschung vieler gleich einmal vergoldet,
"Trouble", das zweite Album mit den bereits oben
erwähnten Hits, wurde ebenfalls europaweit vergoldet. Der Sound
von SAILOR war markant, und dies, obwohl die Gruppe die
Geschichte der Popmusik nicht mitgeschrieben hat. Dazu waren die
Interessen der Gruppenmitglieder zu vielseitig. Georg Kajanus,
der so etwas wie der "spiritus rector" der Gruppe ist,
ist auch in anderen Kunstgattungen zu Hause, er widmet sich neben
der Musik auch noch der Malerei und der Schriftstellerei. Philip
Pickett erschien nach seinem Erfolg mit SAILOR bald in einer
anderen, äußerst erfolgreichen Pop-Formation: Als Keyboarder
war er mit Culture Club auf Tournee, und mit Boy George schrieb
er Hits wie "Karma Chameleon", "It's A
Miracle" und "Church Of The Poison Mind". Grant
Serpell kehrte nach der Auflösung der Gruppe wieder in seinen
ursprünglichen Beruf als Chemielehrer zurück. Henry Marsh
schließlich ist erfolgreicher Komponist von Film- und
Fernsehmusiken in London. Etwas mehr als zehn Jahre war es ruhig
um SAILOR, bis sie sich im Jahre 1989 wieder neu formierten - in
Originalbesetzung! Und das garantiert auch das Original-Feeling
mit den Hits aus den siebziger Jahren.
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