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Aus "Bravo" Ausgabe 6/1979
SAILOR lassen das "Biest" los
Neuer Start mit neuem Instrument - Abschied von Hafenkulisse und Seemanns-Look - Nickelodeon wird umfrisiert
Es sieht aus wie der
weiße Hai mit furchterregenden Zähnen und Schwanzflossen,
hängt aber ganz harmlos um Phil Picketts Schultern. "The
Beast" (Das Biest) heißt das neue Ungetüm im
SAILOR-lnstrumentenkabinett daher auch sehr treffend; es ist eine
Kombination aus Mini-Keyboards und Gitarre. "Ich war's
einfach satt, auf der Bühne ewig hinterm Nickelodeon zu
hängen", brummt Erfinder Phil zufrieden. Mit dem
"Biest" kann er sich künftig bei Konzerten viel freier
und ungehemmter bewegen und trotzdem den gewohnten Multisound
produzieren.
Nach fast einjähriger Kunstpause planen die Vier für 1979
wieder einige Überraschungen. Es soll ein neuer SAILOR-Sound mit
Tendenz zum Rock'n'Roll geschaffen und eine Live-Show mit
brandneuen Effekten einstudiert werden.
Damit steht fest, dass die Hafen-Kulissen aus alten SAILOR-Tagen
ein alter Hut geworden sind. Für die neue Show sprühen SAILOR
vor Ideen. Sie wollen aber erst alles bis ins Kleinste ausfeilen,
ehe sie sich den Fans präsentieren. Dabei müssen sie kräftig
auf den Wellen mitschwimmen, die das Musikgeschäft In den
letzten Monaten schlug.
SAILOR können Einflüsse des Punk-Rock und Disco-Sound nicht
außer Acht lassen. Ihre neue Single "Give Me
Shakespeare" mit dem lustigen Text von Georg Kajanus war
dafür der erste Beweis: So kannte man die vier Engländer bisher
noch nicht.
Es rockt und rollt auch gehörig auf dem neuen SAILOR-Album
"Hideaway", das demnächst bei uns auf den Markt kommen
wird. Diese LP Ist eine Gemeinschaftsproduktion mit Songs von
Phil Pickett, Henry Marsh zusammen mit Grant Serpell auf der
einen und dem Altmeister Georg Kajanus auf der anderen Seite. Es
wird allerdings auch höchste Zeit, dass es bei SAILOR funkt.
Denn trotz der Riesen-Erfolge von "A Glass of
Champagne" und Girls, Girls, Girls" sind die
Gentlemen im Pop-Geschäft finanziell praktisch am Ende.
Angefangen hatte es vor einem Jahr mit der
"Checkpoint"-Pleite. Diese von Ex-Beach-Boy Bruce
Johnson produzierte LP wurde für SAILOR ein großer
geschäftlicher Reinfall.
Von da an ging's dann ständig bergab. Zuerst verließ Phil
Pickett die Band, um Solo-Karriere zu machen. Nach acht Monaten
kehrte er - allerdings zu neuen Vertragsbedingungen - reumütig
zurück. Doch die Rückschläge gingen weiter: SAILOR mussten
sich von ihrem Management und ihrem Presse-Mann trennen.
Dann wurden sie vom Punk-Rock und Disco-Sound überrollt und
gerieten langsam aber sicher bei den Fans in Vergessenheit. Aber
mit eiserner Verbissenheit arbeiteten Georg, Henry, Grant und
Phil gemeinsam an neuen Plänen. Sie wollen jetzt ganz neu
anfangen. Sogar das gute, alte Nickelodeon wird umfrisiert und
dem neuen Trend angepasst. Wie - das bleibt vorläufig ein
Geheimnis. Seit Anfang Januar proben SAILOR bereits Ihren neuen
Live-Act, mit dem sie spätestens im Frühjahr oder Sommer nach
Deutschland kommen wollen. Nur privat hat sich bei den Vieren
wenig verändert.
Georg, Phil, Henry und Grant sind nach wie vor glücklich
verheiratet: Grant, der leidenschaftlich Golf spielt, liebt sein
zurückgezogenes Privatleben mit Ehefrau Michelle und den Kindern
Edmund und Charlotte. Philip und Ann Pickett widmen sich ganz
ihrem kleinen Töchterchen. (Naja, Jack ist dann wohl doch eher ein
Sohn...!) Henry und Susan
Marsh sind besonders stolz auf ihren ältesten Sohn Thomas, der
sehr musikalisch ist. Henry: "Er trommelt ständig auf allen
Kochtöpten meiner Frau herum..."
Henrys zweiter Sohn Oliver feiert in diesen Tagen seinen ersten
Geburtstag. Band-Chef Georg Kajanus pflegt immer noch seine
große Leidenschaft für Antiquitäten. Ehefrau Kristina kann ein
Lied davon singen: "Georg bringt von jeder Reise ein Stück
mit, meistens sind es antike Uhren ..."
Der Text unter
dem Bild:
Sie wollen an ihre alten Erfolge anknüpfen: (v. l.) Grant,
Philip, Georg und Henry. Dafür schließen sich SAILOR gerade in
einer Probenhalle ein, um ihre neue Bühnenshow einzustudieren.
BRAVO hat sie dabei beobachtet (linkes Bild, v. l.) Georg, Henry
und Phil mit dem "Biest", einem neuen Instrument.
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