Sammelalbum
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Aus "Pop" Ausgabe
8/1976
SAILOR: Es begann im Freudenhaus...
Ihr Markenzeichen ist der Sound des Nickelodeon, eines zweiseitig bespielbaren, klavierähnlichen Instrumentes mit dem scheppernden Ton eines Honky-Tonk-Pianos, mehrstimmiger Gesang und ausgefallene Kleidung: Die vier von SAILOR lassen sich - dem Namen gemäss - zumeist in Seemannstuch und Schiffermützen ablichten. Von den Freuden und Leiden der Matrosen an Bord und Land, von Freudenmädchen, Bordellen und lärmigen Seemannskneipen handeln auch ihre Lieder, die allesamt von SAILOR-Gitarrist Georg Kajanus geschrieben werden. Denn er hat eine ganz besondere Beziehung zu Seeleuten und Nutten:
Georg Kajanus ist von
leichten Mädchen fasziniert. Der Grund für diese Faszination
liegt in Georgs Pubertät. Weil er es als 15-jähriger wissen
wollte und bei den Mädchen seines Alters nicht landen konnte,
versuchte er sein Glück im Freudenhaus. Stolz zog er seinen
besten Anzug an und suchte ein verrufenes Quartier auf. In den
schönsten Farben hatte sich der gute Georg sein erstes Erlebnis
mit einem Mädchen ausgemalt. Doch als er bei einer reifen
30-jährigcn auf dem Zimmer war, war seine ganze pubertäre
Phantasie plötzlich dahin - Georg konnte nicht. Statt dass sich
die flotte Biene seiner annahm und ihm half, lachte das
Miststück. Und ihr Lachen sowie das Lachen der anderen Dirnen
begleiteten den Enttäuschten zum Bordell hinaus.
Diesen Schock hat Georg Kajanus schon längst überwunden; er ist
heute glücklich mit einer lieblichen Japanerin verheiratet. Die
Freudenmädchen freilich und das Milieu, in dem sie leben, haben
ihn trotzdem nie losgelassen. Er gründete eine Band, nannte sie
SAILOR und schrieb Songs über Nutten und Matrosen. SAILOR - das
sind Grant Serpell (Schlagzeug, Gesang), Phil Pickett (Bass,
Nickelodeon, Gitarre, Klavier, Gesang), Henry Marsh (Nickelodeon,
Akkordeon, Klavier, Gesang) und Georg Kajanus (Gitarre, Charango,
Veracruzana-Harfe, Lead-Gesang). Mit "A Glass Of
Champagne" hatten sie in England einen Monsterhit, der auch
bei uns groß einschlug. Und in Holland gelangten sie mit ihrem
"Girls, Girls, Girls" an die Spitze der Charts.
SAILOR-Lieder machen wie auch Seemannslieder mächtig Stimmung.
Ihren Happy-Sound eingeübt haben Grant, Phil, Henry und Georg
während Jahren im Pariser Studentenviertel "Quartier
Latin", wo sie als Stimmungskapelle engagiert waren. Heute
sind ihre Konzerte in England innerhalb von Stunden ausverkauft,
jeder angestimmte Song wird mit Kreischen begrüßt, und im
Publikum laufen jede Menge wandelnder SAILOR-Kopien herum - Boys
und Girls in Seemannskleidern und Henry-Marsh-Nickelbrillen und
-Hüten. SAILOR sind in der Tat mehr als nur ein Ohr voll wert...
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