Sammelalbum
1976


SAILOR sind ganz oben auf der Welle

Das schwere Rock-Publikum war in New York's eleganten Bottom Line Club gekommen um Gitarrist Tommy Bolin zu sehen. Wenige von ihnen hatten jemals etwas von der britischen Band namens SAILOR gehört, die als Vorgruppe auftraten.
Die Kids waren gekommen, um ihre Gehirne mit ein paar röhrenden Gitarrenklängen aufmischen zu lassen. Und als SAILOR die Bühne betraten, saßen die meisten Leute nur mit offenen Mündern da.
Georg Kajanus leitete die Attacke wie gewohnt auf der Gitarre, in seinem Matrosenanzug, Kapitänskappe und diesem verrückten Anker auf der linken Wange. Henry Marsh, 25, und Phil Pickett, 27, verprügelten das verrückteste Instrument in der Popmusik, das leuchtende, hallende, vierhändige Nickelodeon. Und Grant Serpell, 29, hielt den Rhythmus mit seinem einzigartigen Drumstil zusammen.
Und als die Band "Girls, Girls, Girls", ihre erste Single, die einen echten Eindruck in den U.S. Charts hinterließ, anstimmte, waren die Kids auf den Beinen und jubelten.
Lachen
Backstage nach der Show erzählte mir Henry Marsh: "Es ist wirklich nervenaufreibend in Amerika zu spielen. Das amerikanische Publikum scheint mir immer auf der Suche nach einem guten Lacher zu sein. Sie erwarten einfach nicht, zu lachen, wenn sie eine Band sehen, außer es ist für den falschen Grund. Ich denke nicht, dass wir jemals hier leben könnten. Wie würden schlechte Steuerflüchtlinge abgeben, sollte der Fall jemals eintreten."
Und er könnte. SAILOR sind stärker und stärker in Großbritannien und Europa. Besonders seit dem unglaublichen Erfolg ihres Hits "Girls, Girls, Girls", der sie Vorstellungen von noch mehr Leuten eroberte als "A Glass Of Champagne", ihr erster Monster-Hit.
Georg Kajanus, der 28-jährige norwegische Globe-Trotter, der das Gehirn hinter SAILOR ist, hatte etwas andere Gefühle gegenüber New York. Denn jeder, der sich Georgs Songs genau anhört, wird wissen, dass der Kerl etwas für Bordell-Viertel übrig hat. Er sagt: "Es ist ein erstaunlicher Ort. Man muss nicht nach Rotlichtbezirken suchen - es ist alles ein großer Rotlichtbezirk. Jede Straße inspiriert mich zu neuen Songs."
SAILORs Musik scheint so wenig mit Rock zu tun haben. Es ist mehr "Music Hall" als Chuck Berry in dem, was sie tun. Marsh sagt: "Vielleicht stört das die Amerikaner. Wir sind wohl die einzige britische Band, die nach Amerika kommt, ohne Amerika musikalisch irgendwas zu schulden. Vielleicht mögen sie das nicht."
Vielleicht tun sie das. Aber das wird diese aggressiv-originelle Band nicht vom Erfolg in Amerika abhalten.

Vielen Dank an Linda Welch (UK)!


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