Sammelalbum
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Aus "Popfoto"
SAILOR:
"Die schönsten Bordelle gibts in Amsterdam!"
Das Popfoto Leser-Kreuzverhör
Was tut ein SAILOR, wenn er in eine Hafenstadt wie Hamburg kommt?
Er geht auf die Reeperbahn und schaut auch bei den netten Damen
in den diskreten Seitenstraßen vorbei. Das und noch viel mehr
erfuhren Andrea (16), Gabi (15) und Maren (18), als sie für
POPFOTO die vier Hit-SAILOR kreuzverhörten.
Henry, du trägst
eine Rose in der Hand. Magst du Blumen?
Henry: Ja, sehr. Aber normalerweise laufe ich nicht so
herum. Ich habe diese Rose gerade von einem Fan bekommen.
Wie seid ihr zusammengekommen? Ihr habt doch früher in
verschiedenen Gruppen gespielt.
Georg: Wir trafen uns vor rund sechs Jahren in Paris und
haben den Kontakt zueinander nie abreißen lassen. Vor zwei
Jahren kamen wir in London wieder zusammen. Seitdem gibt es
SAILOR.
Wie fühlt ihr euch, wenn ihr auf der Bühne steht?
Grant: Nun, wir versuchen eine gute Show zu bringen. Wir
wollen nicht nur unsere Lieder spielen, sondern das Publikum in
unsere Show integrieren, indem wir mit den Leuten sprechen. Wenn
das alles klappt - und das tut es ziemlich oft - dann ist das ein
ganz aufregendes Gefühl. Das kribbelt den ganzen Rücken runter.
Ihr singt über Seemänner, Hafenkneipen, Prostituierte und
all diese Dinge. Wie kamt ihr dazu?
Georg: Ich bin in meinem Leben ziemlich viel herumgekommen
und habe dabei eine ganze Menge erlebt, über das ich jetzt
schreiben kann. Allerdings: Nicht jeder unserer Songs basiert auf
persönlichen Erfahrungen. Die ganz schlimmen Geschichten haben
wir uns alle nur ausgedacht...
Gibt es etwas, das euch an eurer Arbeit nicht gefällt?
Henry: Eigentlich ja - stellt euch doch mal unsere Situation
vor. Das Publikum kommt zu einem SAILOR-Konzert und erwartet,
dass es perfekt ist. Dass jeder Song so klingt wie auf Platte.
Aber wir sind nun mal keine Supermenschen. Auch wir haben mal
unseren schlechten Tag. Nur darf das unser Publikum nie merken.
Wir müssen jeden Tag die optimale Höchstleistung bringen, jeden
Tag die gleichen Songs in Perfektion. Das schlaucht ganz schön.
Bei Plattenaufnahmen ist es noch härter. Da hört man später
jeden Fehler haargenau. Also müssen wir im Studio noch
hundertprozentiger arbeiten, und das meist noch unter Zeitdruck.
Kommen dann noch persönliche Probleme hinzu, geht das ziemlich
an die Nerven. Denn weil wir ständig zusammen sind, ist jedes
persönliche Problem gleich ein Problem der ganzen Band. Hinzu
kommen die vielen Reisen. Ich meine, es ist schön, die vielen
Länder zu sehen, aber wenn du morgens aufwachst und nicht genau
weißt, ob du nun in Stuttgart oder in Stockholm bist, ist es
doch schon recht bedenklich. Von den meisten Städten sehen wir
nicht viel. Wir sind meistens immer nur in Flugzeugen,
Konzerthallen und Hotels.
Seid ihr denn schon hier in Hamburg aus dem Hotel
herausgekommen?
Grant: Ja, gestern Abend. Da waren wir auf der Reeperbahn.
Haben euch die Leute auf der Straße erkannt?
Grant: Nein, ich glaube nicht. Aber in meinem Fall glaube
ich sowieso nicht, dass mich die Leute beachten. Das liegt
wahrscheinlich daran, dass meine Mutter nicht gerade eine
Schönheit war... Aber im Ernst: Wir sind privat ziemlich
unauffällig. Wir tragen dann ja keine Bühnenklamotten und haben
auch keine extra hohen Absätze oder einen Ring durch die Nase.
Hat euch die Reeperbahn gefallen?
Georg: Mit persönlich nicht, aber den anderen. Ich hatte
immer nur Angst, dass mir plötzlich einer im Rücken steht, und
passte auf, dass meine Brieftasche nicht spurlos verschwand. Oder
dass mir in manchen Lokalen nicht eine Frau mit ihrem Vibrator
ins Gesicht sprang. Aber ich weiß auch, dass es auf St. Pauli
kleine und sehr romantische Straßen gibt.
Meinst du die Straßen, in denen die Prostituierten stehen?
Georg: Ja. Wir waren auch in einer kleinen verschlossenen
Straße, in der die Mädchen im Fenster saßen.
Die Herbertstraße.
Georg: Genau. Ich hatte schon viel davon gehört, aber sie
gefiel mir nicht. Ich hatte immer das Gefühl, in einem
Supermarkt zu sein. Amsterdam hat ein viel schöneres
Bordellviertel als Hamburg, das inspiriert mich viel mehr.
Seid ihr nur durchgegangen, oder habt ihr einige der Mädchen
etwas näher kennen gelernt?
Georg (wird rot): Nein, wir waren standhaft. Wir haben
unsere einschlägigen Erfahrungen schon vor ein paar Jahren
gesammelt. Jetzt machen wir sowas nicht mehr. Jetzt singen wir
nur noch drüber.
Ihr seid doch verheiratet, oder? Was macht ihr eigentlich in
eurer Freizeit?
Henry: In unserer Freizeit haben wir geheiratet, haha...
Freie Stunden sind jetzt bei uns ziemlich selten, meistens haben
wir mit der Band zu tun. Aber wenn wir mal ausspannen können,
spielen wir Tennis oder Golf oder Crocket. Oder wir besaufen uns.
Trinkt ihr eigentlich, bevor ihr auf die Bühne geht?
Phil: Nein. Obwohl ich sicher bin, dass die meisten Leute
nein sagen, die in einem Interview danach gefragt werden. Aber
bei uns stimmt es wirklich. Ich kann gut verstehen, dass viele
Musiker sich mit Drogen und Alkohol vollpumpen. Unser Beruf ist
wirklich sehr hart, und in gewissem Maße können Alkohol und
Drogen dir helfen, das durchzustehen. Aber du verlierst dabei in
jedem Fall. Mit der Zeit betäubst du dich ganz automatisch und
verlierst die Kontrolle über deinen Konsum. Das können wir uns
nicht leisten. Wir brauchen unseren klaren Kopf.
Wer ist bei SAILOR der Boss?
Henry: Wir alle. Allerdings ist Georg der Songschreiber und
hatte auch die ursprüngliche SAILOR-Idee. Ich glaube, wir sind
ein Kabinett und Georg ist der Premierminister.
Euer Nickelodeon ist auf der Welt einmalig. Wie seid ihr dazu
gekommen?
Phil: Das kam irgendwie von selbst, nachdem wir unsere erste
LP aufgenommen hatten. Das war ein Sound aus sehr vielen
verschiedenen Instrumenten. Im Studio war dieser Sound technisch
kein Problem, auf der Bühne aber ging das nicht. Da hätten wir
wie die Wilden immer von Instrument zu Instrument springen
müssen. Deshalb bauten wir alle Tasteninstrumente, einen Bass
und ein paar andere Dinge zu unserem Nickelodeon zusammen, das
ziemlich einfach zu bedienen ist und den Sound eines ganzen
Orchesters liefert. Georg hatte die Idee dazu.
Phil, du bist in Münster geboren. Sprichst du auch Deutsch?
Phil: Nein. Ich lebte nur ein Jahr in Münster, dann kehrten
meine Eltern nach England zurück. Deutsch kann ich leider nicht.
Eure Band heißt SAILOR. Habt ihr schon mal eine längere
Schiffsreise unternommen?
Georg: Lass mal überlegen - eigentlich nein. Ich bin mal
von Calais nach Dover gefahren, länger war ich noch nie auf
einem Schiff. Normalerweise fliegen wir immer. Dabei wird man
auch nicht seekrank.
Was macht ihr, wenn ihr nach einem Konzert ins Hotel zurück
kommt?
Henry: Nun, Grant, was machst du nach unserem Konzert,
hahaha?
Grant: Normalerweise trinken wir heiße Schokolade. Dann gehe ich
mit Mahler ins Bett.
Wer ist denn Mahler?
Grant: Gustav Mahler, ein klassischer Komponist. Den höre
ich immer vorm Einschlafen.
Wo würdet ihr am liebsten Urlaub machen? Auf See?
Phil: Nein, in Deutschland. Ehrlich! Wir mögen das Land
sehr. Aber solange wir so viel zu tun haben wie jetzt, ist an
Urlaub nicht zu denken.
Wenn ihr schon nicht privat kommen könnt - wann kommt ihr zu
Konzerten nach Deutschland zurück?
Georg: Irgendwann im neuen Jahr. Genau können wir das noch
nicht sagen - wir wollen jetzt erst mal sehen, ob SAILOR auch
etwas für Amerika ist.
Der Text neben den Fotos:
links: Im Hamburger Intercontinental-Hotel trafen
sich SAILOR mit den Kreuzverhör-Mädchen Gabi, Maren und Andrea.
Phil: "Ich brauche keine Drogen!"
Henry: "Man wacht morgens auf und weiß nicht, wo man
ist!"
Georg: "Ich habe in meinem Leben ziemlich viel erlebt!"
Grant zu Gabi: "Meine Mutter war nicht gerade eine
Schönheit..."
unten: SAILOR bedanken sich zum Abschied: "Euer Kreuzverhör
hat uns Spaß gemacht!"
Vielen Dank an Thomas Henning (Berlin, Deutschland)!
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