I
guess I'm an old-fashioned dreamer - Ein Reisebericht von
Malcolm Knowles
Vor einigen Jahren
erfuhren Eileen und ich davon, dass das schwarze
Georg Kajanus Nickelodeon aus 1993 in einem
Schuppen herum stand und Gefahr lief, verschrottet zu
werden. Ich bekam auch mit, dass die Band vorschlagen
hatte, dass Katrin & Karsten es haben könnten - das
einzige Problem war, dass sich der Schuppen in England
befand, während K&K in Deutschland leben.
Nun, als loyaler SAILOR Fan konnte ich den Gedanken nicht
ertragen, dass diese wunderschöne Version des
Nickelodeons verschrottet werden könnte, also erklärte
ich mich bereit, es in meine Garage zu nehmen, bis wir
einen Weg finden würden, um es nach Deutschland zu
bringen. Mit einiger Hilfe von Grant, größtenteils
dabei, den Schuppen zu finden, luden wir es in einen
Transporter und gaben ihm ein neues kurzzeitiges Zuhause.
Es gab auch noch einige alte Flightcases, die wir zur
gleichen Zeit mitnahmen. Das Tolle daran, ein Nickelodeon
zu Hause zu haben, ist, dass niemand weiß was es ist und
wenn man es erklärt gucken die Leute nur verwirrt.
Glaubt mir, es schlägt früher oder später jedes Stück
moderner Kunst bei einer Diskussion.
Da die Dinge selten einfach laufen, zogen wir Ende 2004
von London in den Norden von England um. Um es kurz zu
machen, das Nickelodeon war nun nochmal 200 Meilen weiter
weg von seinem zukünftigen Zuhause als zu Beginn! Aber
unser neues Haus hatte auch eine Garage, und das
Nickelodeon zog in sein neues vorübergehendes Zuhause.
Nachdem wir das Thema
überdacht hatten, beschlossen wir, unser Versprechen
gegenüber Grant und den Wagners zu halten und das
Nickelodeon in der Mitte Deutschlands abzuliefern. Also
mieteten wir einen Transporter, buchten die Fähre,
druckten unsere Route aus, buchten unsere Hotelzimmer an
der Route an der Strecke entlang und machten uns auf die
Reise nach Kassel. Nun gibt es einige Dinge, die man
über das GK Nickelodeon wissen muss. Erstens
ist es sehr sehr schwer und zweitens sind die Räder so
wie an diesen Einkaufswagen im Supermarkt und rollen
daher nicht immer unbedingt alle in die gleiche Richtung.
Trotzdem bekamen wir es mit einigen wissenschaftlichen
Gedanken über Gewicht, Maße und Winkel in den
Transporter. Mit den angezogenen Bremsen und einigen
Seilen, um es anzubinden, damit es sich nicht so sehr hin
und her bewegte, ging es los.
Erster Halt Dover, wo wir zur Durchsuchung des Autos am
Zoll gebeten wurden und einer der Zollbeamten fragte, was
das in dem Auto sei. Wie erklärt man jemandem ein
Nickelodeon, der nicht gerade glücklich darüber
aussieht, dass er am Sonntag Morgen arbeiten muss?
Schließlich ließ er uns durch, sah jedoch leicht
verwirrt aus aufgrund meiner Erklärungen. Als wir fuhren
schlug Eileen vor, ich hätte es einfach als alte
Bühnendeko erklären sollen. Clever gedacht aber zu
spät.
Nachdem wir den Kanal überquert haben ist unser erster
Halt Lille in Frankreich. Da dies früher mal
Kulturhauptstadt war hatten wir beschlossen, dort zwei
Nächte zu verbringen und Lille zu erforschen. Als wir am
Hotel ankommen, stelle ich fest, dass ich das Auto nicht
mehr starten kann und einen Mechaniker anrufen muss. Der
Mechaniker tut sein bestes, um das Problem zu finden,
sieht jedoch ratlos aus. Er spricht kein Englisch und ich
spreche nicht viel Französisch, doch mit ein bisschen
Hilfe von der Rezeptzionistin des Hotel verstehe ich die
Botschaft - "es ist kaputt". Er arrangiert,
dass das Auto zu einer örtlichen VW Werkstatt
abgeschleppt wird, doch da Sonntag ist, wird heute nichts
mehr passieren. Ich wache am Montag Morgen aus und
realisiere, dass wir gerade keine Ahnung haben, wo das
Auto und das Nickelodeon eigentlich sind. Ich rufe die
Werkstatt an, die mir schließlich sagen, wo genau sich
die Werkstatt eigentlich befindet und dass sie sich dem
Problem erst am Dienstag widmen können. Also verbringen
wir einen regnerischen und öden Montag in Lille und
fragen uns, ob wir es wohl je verlassen werden. Dienstag
Morgen bringt uns einen frühen Anruf und die
Neuigkeiten, dass das Auto (ein fast neuer VW
Transporter) einen neuen Anlasser benötigt. Leider hat
Lilles einzige offizielle VW Werkstatt keinen!! Trotzdem
wurden sie überredet, schnell jemanden zu schicken, der
einen besorgt, und gegen Mittag ist das Auto fertig und
wir sind wieder unterwegs. Hurra - nächster Halt Kassel.
Wir kommen in Kassel gerade noch rechtzeitig an um
einzuchecken, bevor Karsten und Katrin kommen, um uns zu
treffen. Wir stellen fest, dass sich das Nickelodeon im
Auto verschoben hat und nun zwischen der Stufe und der
Schiebetür an der Seite klemmt, so dass sich die Tür
nicht mehr öffnen lässt. Doch das Problem wird bis
morgen warten müssen - heute gibt es chinesisches Buffet
und deutsches Bier mit K&K.
Am nächsten Morgen fahren wir zu Katrin nach Hause, um
das Nickelodeon abzuladen. Karsten hat es irgendwie
magischerweise geschafft, das Nickelodeon von der Stufe
zu lösen, so dass es nicht mehr die Tür einklemmt. Wir
beginnen mit dem Abladen des Nickelodeons, während
Katrin die Geschehnisse filmt. Doch als wir es die über
die Planken nach unten lassen brauchen wir alle
verfügbaren Hände, um es davor zu bewahren umzukippen
oder irgendwen ernsthaft zu verletzen. Schließlich
kooperieren die Räder, und das Nickelodeon kommt in
seiner neuen Heimat an, während Herr und Frau Wagner
leicht entgeistert drein blicken wegen dessen, was wir in
ihrem schönen Garten hinterlassen wollen. Trotzdem
steigt Herr Wagner in das Gefühl des Moments ein und
macht einige Fotos mit allen verfügbaren Kameras und
unterhält uns danach mit dem Spielen einiger SAILOR
Songs auf seinem eigenen Keyboard im Haus. Für die
Akten: Er spielt sehr gut - pass auf Henry!!
Es ist mir fast zu peinlich, Euch den nächsten Teil zu
erzählen. Seit wir das Nickelodeon abgeholt hatten,
hatte ich immer gedacht, dass das Kopfteil fehlte, und
ich war um so erstaunter, als Karsten aus dem Garten
zurück kehrte und ankündigte, dass er das Dach
aufgebaut hatte. In all der Zeit, in der ich der Wächter
des Nickelodeon war, hatte ich nie erkannt, dass das Dach
clever eingeklappt war und sich in der ganzen Zeit vor
meiner Nase befand. Wie blöd ist das?
Wie dem auch sei, nach einem netten Mittagessen (vielen
Dank nochmals Frau Wagner) machten wir uns auf den Weg,
um die Sehenswürdigkeiten Kassels mit K&K zu
erforschen. Nach einem kurzen Zwischenstop um einen der
Flightcases in Karstens Wohnung zu lassen, geht es
weiter.
Der Blick auf Kassel vom schneebedeckten Herkules
Monument ist erstaunlich - etwas, das keiner von uns je
vergessen wird. Zurück in der Stadt treffen wir uns mit
Susanne, die von Stuttgart hergekommen ist, um uns zu
sehen. Karsten hat uns netterweise eingeladen, bei seinem
zweistündigen "Buried Treasure" Special im
Freien Radio Kassel mitzuwirken. Susanne und ich
versuchen, einige intelligente Kommentare zu liefern,
wenn Karsten die Mikrofone öffnet, während Eileen
offenbar eine plötzliche Art von Lampenfieber entwickelt
hat. Trotzdem denke ich, dass niemand von uns seinen Job
für eine Karriere im Radio aufgeben wird. In den letzten
30 Minuten der Show gibt es ein live Telefon-Interview
mit Phil Pickett. Es erscheint mir sehr seltsam, in einem
Radiostudio in Deutschland zu sitzen und live mit einem
meiner musikalischen Helden zu sprechen. Allerdings war
ja nichts an dieser Reise bisher normal, also warum
nicht.
Mein eigenes Exemplar von Buried Treasure kam
ein paar Tage vor der Reise an, so dass ich, obwohl dies
hier nicht der Bereich für Kritiken ist, sagen muss,
dass dies eine fantastische Sammlung von SAILOR Stücken
ist. Beachtlich bedacht wurde die Titelauswahl, mit
einigen interessanten Versionen der Songs, die wir alle
lieben, und einigen frühen Werken, die wirklich dabei
helfen, ein Bild zu schaffen, wir die Band sich
entwickelt hat. Gut gemacht Phil und alle, die daran
beteiligt sind - es ist wundervoll. Wenn ihr die CD noch
nicht habt, geht auf www.sailortheband.com und bestellt sie.
Nachdem die Radiosendung im Kasten ist, machen wir uns
auf den Weg zum Abendessen und mehr deutschem Bier, und
dann müssen wir leider schon auf Wiedersehen zu K&K
sagen. Am nächsten Morgen finden wir ein paar Stunden
Zeit zum Shoppen in Kassel und essen dann mit Susanne,
bevor wir uns mit unserem Van wieder auf den Weg in
Richtung Heimat machen.
Wir verbringen diese Nacht in Essen (mehr Shopping),
bevor es am Freitag weiter nach Calais geht. Freitag ist
ein seltsamer Tag mit vier Essen in vier verschiedenen
Ländern - Frühstück in Deutschland, Mittagessen in
Holland (Eindhoven), Nachmittagstee in Belgien (Genf) und
Abendessen in Frankreich. Wir erreichen zu Hause
schließlich am Samstag und bringen die beiden übrig
gebliebenen Flightcases feierlich zur Müllhalde. Andere
haben überlebt, doch diese beiden mussten gehen -
Entschuldigung. Wir stimmen beide überein, dass es eine
lustige Reise war, und, obwohl es ein wenig meschugge
war, würden wir es liebend gerne nochmal machen.
Malcolm
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